Gunung Darah - Blutberg

Gunung Darah - Blutberg
Zeichner/Autor: Peter Nuyten
Hardcover, 72 Seiten, farbig, ca. 30 x 22,5 x 0,8 cm
ISBN: 9783949987724
24,00 €
Zack Edition


Peter Nuyten, niederländischer Zeichner und Erzähler mit historischer Ader, legt mit Gunung Darah – Blutberg ein düster-atmosphärisches Einzelwerk vor, das den Leser in die wenig bekannte, aber umso brisantere Geschichte der niederländischen Kolonialvergangenheit in Indonesien entführt. Bekannt wurde Nuyten durch „Apache Junction“ und „Metro 2033“. Gunung Darah reiht sich in diese Linie nahtlos ein, hebt sich aber durch seine besonders beklemmende Atmosphäre und visuelle Wucht nochmals ab.

Der Atjeh-Krieg (auch: Perang Aceh auf Indonesisch) war ein bewaffneter Konflikt zwischen der n niederländischen Kolonialreich und dem Sultanat Aceh, der von 1873 bis 1914 andauerte, andere Quellen wie Wikipedia sprechen von einen Ende um 1904.

Die Geschichte spielt im Jahr 1898, in einer Zeit, in der das niederländische Kolonialreich mit aller Gewalt versucht, seine alte Machtstellung in Indonesien zu behaupten. Der junge niederländische Leutnant Dubois wird mit seiner Einheit in ein abgelegenes Bergdorf in den Tropen geschickt. Was als routinierter Sicherungseinsatz beginnt, entwickelt sich bald zu einer Reise in den moralischen Abgrund. Die Mission, so scheint es, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt – nicht zuletzt, weil die Uhreinwohner mehr wissen, als sie sagen, und der Blutberg („Gunung Darah“) seinen eigenen Schrecken verbirgt.

Die Konfrontation mit den Gräueltaten der Kolonialmacht, aber auch mit dem eigenen Gewissen, ist der rote Faden, der sich durch die Handlung zieht – bis hin zum erschütternden Ende.

Peter Nuytens Zeichnungen sind detailreich, kantig, mit bewusst rauer Kolorierung – keine sterile Glätte, sondern der Dreck, Schweiß und das Unausweichliche des Krieges sind in jeder Seite spürbar. Besonders eindrucksvoll gelingt ihm die Darstellung der tropischen Landschaft: bedrohlich, lebendig, voller Tiefe und unheilvoller Stille. Man spürt förmlich die Hitze, das Summen der Insekten und das Misstrauen, das zwischen den Figuren herrscht.
Auch in der Figurenzeichnung ist Nuyten stark. Die Protagonisten sind keine Helden im klassischen Sinn, sondern komplexe Menschen in einem unmenschlichen System. Besonders Dubois ist glaubhaft gezeichnet: ein junger Mann, der sich anfangs noch an den Gedanken von Pflicht und Ordnung klammert, ehe er erkennt, dass er Teil eines brutalen, kolonialen Unterdrückungsapparats ist.

Das Nachwort beschäftigt sich sehr ausführlich mit dem Kolonialreich und dem Atjeh-Krieg, anhand guter Recherchen und vielen Fotos aus dieser Zeit, die die Detailverliebtheit von Nuyten deutlich macht, und der Geschichte noch mehr Realität verleiht.

Gunung Darah – Blutberg ist kein Comic für zwischendurch, sondern ein intensives, anspruchsvolles Werk, das seine Wirkung langsam, aber eindringlich entfaltet. Peter Nuyten beweist hier erneut, dass er zu den bedeutendsten europäischen Comic-Künstlern gehört, wenn es um die Verbindung von Geschichtsbewusstsein, künstlerischer Eigenständigkeit und erzählerischem Können geht.
Ein Comic, der nicht unterhalten will – sondern aufrütteln.

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