Yakuza (Mediabook A, Blu-ray+DVD)
Yakuza (Mediabook A, Blu-ray+DVD)
USA / Japan 1974
Regie: Sydney Pollack
Drehbuch: Paul Schrader & Leonard Schrader, Robert Towne (Überarbeitung)
Darsteller: Robert Mitchum, Ken Takakura, Brian Keith, Richard Jordan, Keiko Kishi, Herb Edelman
Bildformat: 2,39:1
Filmlänge: ca. 112 Minuten, ca. 325 Minuten, ca. 365 Minuten, ca. 831 Minuten
Sprachen:
Deutsch (Linear PCM 2.0 Mono)
Englisch (Linear PCM 2.0 Mono)
Audiokommentar (englisch) (Unbekannt 2.0 Stereo)
Untertitel: Deutsch
PLAION PICTURES
Nach Jahrzehnten kehrt der ehemalige US-Soldat Harry Kilmer (Robert Mitchum) nach Japan zurück. Ein alter Freund, der Geschäftsmann George Tanner (Brian Keith), bittet ihn um Hilfe: Tanners Tochter wurde von der Yakuza, der japanischen Mafia, entführt.
Kilmer nimmt widerwillig an – und sucht die Unterstützung eines alten Bekannten: Ken Tanaka (Ken Takakura), ein ehemaliger Yakuza, dem Kilmer in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg einst das Leben rettete. Damals hatte Kilmer eine enge Beziehung zu Kens Schwester Eiko (Keiko Kishi), die er geliebt, aber nach seiner Rückkehr in die USA verloren hatte.
Gemeinsam machen sich Kilmer und Ken auf den Weg, um die Entführte zu befreien – und geraten dabei mitten in einen Strudel aus Schuld, Ehre und Vergeltung. Bald wird klar: Es geht nicht nur um eine Rettung, sondern um eine jahrzehntelange Rechnung zwischen zwei Männern, deren Leben durch Liebe, Loyalität und den unauslöschlichen Schatten des Krieges verbunden sind.
Yakuza ist kein gewöhnlicher Gangsterfilm. Es ist ein melancholisches, stilles Werk über kulturelle Differenzen, persönliche Schuld und die Unvereinbarkeit zweier Welten. Im Zentrum steht nicht der Konflikt zwischen Gut und Böse, sondern zwischen Pflicht und Gefühl, zwischen westlicher Rationalität und fernöstlicher Ehre.
Das Drehbuch von Paul Schrader, später berühmt für Taxi Driver und Mishima, trägt unverkennbar seine Handschrift: zerrissene Männer, die von Schuld und Gewalt innerlich zerfressen sind. Doch Pollack verleiht dem Stoff eine ungewohnte Sanftheit – statt urbaner Härte wählt er Meditation, langsame Kamerabewegungen, zurückhaltende Musik.
Die Geschichte entfaltet sich wie eine Ballade über verlorene Zeit. Kilmers Rückkehr nach Japan wird zur Reise in seine eigene Vergangenheit. Zwischen ihm und Ken besteht ein stilles Band gegenseitiger Achtung, das in einem der schönsten und tragischsten Filmenden der 1970er-Jahre kulminiert: in einer Geste der Reue, die zugleich Erlösung und Selbstbestrafung ist.
Sydney Pollack – bekannt für Klassiker wie Jeremiah Johnson (1972), Three Days of the Condor (1975) oder später Out of Africa (1985) – war ein Regisseur des emotionalen Realismus. Er inszenierte nie laut, sondern mit moralischer Klarheit. In Yakuza gelingt ihm die seltene Verbindung zwischen amerikanischer Erzähltradition und japanischer Bildsprache.
Die Kamera von Kôzô Okazaki fängt Japan nicht als exotische Kulisse ein, sondern als Raum der Widersprüche: Tempel neben Neonlicht, uralte Rituale neben moderner Gewalt. Jede Szene ist sorgfältig komponiert, oft statisch und meditativ, mit bewusster Ruhe. Pollack nutzt Schweigen als Ausdrucksmittel – Worte sind in diesem Film selten, Blicke sagen alles.
Die Actionsequenzen – sparsam, aber intensiv – sind choreografiert wie Rituale. Wenn die Schwerter gezogen werden, geschieht das nicht aus Zorn, sondern aus Notwendigkeit. Die Gewalt ist still, präzise und zugleich tieftraurig.
Robert Mitchum, damals bereits ein Schauspieler mit jahrzehntelanger Erfahrung, bringt eine enorme Würde in die Rolle des gealterten Mannes, der zwischen zwei Kulturen steht. Sein Kilmer ist müde, aber nicht gebrochen – ein Mann, der weiß, dass Wiedergutmachung oft zu spät kommt. Mitchum spielt mit minimaler Gestik, jedes Wort, jeder Blick trägt Gewicht.
Ken Takakura, einer der großen Stars des japanischen Kinos, ist die perfekte Ergänzung. In seiner Zurückhaltung liegt Stärke, in seiner Kontrolle Leidenschaft. Takakura verkörpert den Kodex der Ehre – giri – mit solcher Authentizität, dass man versteht, warum dieser Film in Japan bis heute großen Respekt genießt.
Die Chemie zwischen Mitchum und Takakura ist von stiller Intensität. Sie verbindet gegenseitige Achtung, aber auch unausgesprochener Schmerz – eine tiefe, tragische Männerfreundschaft, wie sie nur das Kino der 1970er glaubwürdig erzählen konnte.
Yakuza entstand in einer Phase, in der Hollywood begann, die Grenzen des Genres zu verschieben. Der Film verbindet die introspektive Melancholie der japanischen Samurai-Tradition mit der moralischen Ambivalenz des New Hollywood.
Während viele zeitgenössische Thriller auf Härte und Tempo setzten, entschied sich Pollack bewusst für einen elegischen Ton. Yakuza ist kein Film über Kriminalität, sondern über die Folgen von Entscheidungen, über Loyalität, die über den Tod hinausreicht.
Die Brüder Schrader sahen in Japan eine Kultur, die das amerikanische Verständnis von Schuld übersteigt. Ihr Drehbuch ist durchzogen von religiösen und philosophischen Motiven – insbesondere dem Gedanken des seppuku, des rituellen Opfers als Akt der Ehre. Pollack inszeniert diesen Gedankenkern mit Empathie, nicht mit Sensationslust.
Der Film blieb kommerziell hinter den Erwartungen zurück, gilt aber heute als Geheimtipp und Vorläufer jener melancholischen Cop- und Gangsterdramen, die in den 1980er-Jahren (z. B. Black Rain) populär wurden.
Das 2.39:1-Bild zeigt feines Filmkorn, natürliche Farben und eine saubere Schärfe, die besonders bei Nachtaufnahmen und Interieurs beeindruckt.
Die Farbpalette bleibt zurückhaltend – gedeckte Töne, viel Grau und Braun, passend zur Stimmung.
Der PCM-2.0-Ton überzeugt durch klare Dialoge und authentische Dynamik. Die englische Originalspur klingt natürlicher, während die deutsche Synchronisation solide bleibt, aber an Atmosphäre einbüßt.
Die Ausstattung ist vorbildlich:
Der Audiokommentar von Sydney Pollack ist informativ und reflektiert. Er spricht über kulturelle Missverständnisse am Set und über seine Zusammenarbeit mit Mitchum und Takakura.
Die Featurette „Promises to Keep“ beleuchtet Drehbuchentstehung und Dreharbeiten in Japan.
Dazu kommen Trailer, Bildergalerie und ein ausgezeichnetes Booklet, das die historische und ästhetische Bedeutung des Films kontextualisiert.