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The Life of Chuck

The Life of Chuck
Regie: Mike Flanagan
Darsteller: Tom Hiddleston, Chiwetel Ejiofor, Karen Gillan, Mia Sara, Mark Hamill
Laufzeit ca. 111 Min.
Bildformat 2,39:1 (1080p/24)
Tonformat DTS-HD 5.1
Sprachen Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
LEONINE Studios

Mike Flanagan, der als einer der sensibelsten modernen Horror-Autorenfilmer gilt, adaptiert mit The Life of Chuck eine Kurzgeschichte aus Stephen Kings Band If It Bleeds. Doch wer hier ein klassisches King-Gruselstück erwartet, wird überrascht: The Life of Chuck ist kein Horrorfilm, sondern eine melancholische Meditation über Leben, Zeit und Erinnerung – erzählt in umgekehrter Chronologie.

Der Film beginnt mit dem Ende der Welt. Städte verfallen, der Himmel bricht auf, und überall tauchen Plakate und digitale Anzeigetafeln auf, die verkünden: “Celebrate the Life of Charles Krantz – 1971–2039.” Niemand weiß, wer dieser Charles Krantz ist – bis sich langsam herausstellt, dass der Untergang der Welt mit seinem Tod verknüpft ist.

Von diesem mystischen Auftakt an entfaltet Flanagan das Leben von Chuck rückwärts – von seinem Tod über seine mittleren Jahre bis zu seiner Kindheit. In dieser Rückwärtsbewegung steckt mehr als ein formaler Trick: Der Film entwirft eine Art filmisches Gebet, eine Erinnerung daran, dass jedes gelebte Leben das Universum prägt – und dass der Tod kein Ende, sondern eine Rückkehr ist.

Flanagan inszeniert The Life of Chuck in einer fast magisch-realistischen Bildsprache. Der Übergang zwischen Realität und Traum ist fließend; Bilder von verfallenden Städten verschmelzen mit intimen, familiären Momenten. Die Kamera von Michael Fimognari, Flanagans langjährigem Partner, bewegt sich mit leiser Eleganz, als wolle sie Erinnerungen ertasten.

Jeder der drei erzählerischen Abschnitte besitzt einen eigenen Ton:
Der erste Teil (The End) ist apokalyptisch, der zweite (Thanks, Chuck!) tragikomisch, der dritte (The Boy) herzzerreißend poetisch.

Diese Struktur erinnert an Terrence Malick (The Tree of Life), doch Flanagan bleibt geerdeter, emotional direkter. Die visuelle Symbolik – Licht, Fenster, Spiegel, Musik – greift immer wieder auf die Idee zurück, dass Wahrnehmung und Realität untrennbar sind.

Der Score von The Newton Brothers, Flanagans Hauskomponisten, unterstreicht den Film mit einer ruhigen, fast sakralen Klangfläche. Statt Horror gibt es hier Transzendenz – ein leiser, tröstlicher Blick auf die Vergänglichkeit.

Tom Hiddleston trägt den Film mit einer unerwarteten Sanftheit. Er spielt Chuck als einen Mann, der nichts Außergewöhnliches tut – und genau darin das Wunder liegt. Seine Präsenz ist unscheinbar, aber tief menschlich. Chiwetel Ejiofor beeindruckt als Mentorfigur, die dem Film moralische und spirituelle Tiefe gibt.

Karen Gillan und Mia Sara (in einem willkommenen Comeback) verleihen ihren Nebenrollen emotionale Wärme. Mark Hamill, in einer kurzen, aber intensiven Rolle, steht als stiller Beobachter für die Weisheit des Alters – eine Art erzählerisches Echo der Menschlichkeit.

Flanagan beweist einmal mehr, dass er sich vom Genre lösen kann, ohne seine Handschrift zu verlieren. The Life of Chuck ist die logische Fortsetzung seiner Auseinandersetzung mit Tod und Erinnerung – Themen, die bereits The Haunting of Hill House und Midnight Mass geprägt haben.

Die umgekehrte Chronologie ist hier kein intellektueller Gag, sondern zwingt den Zuschauer, Leben als Summe flüchtiger Momente zu begreifen. Der Film fordert Geduld, Einfühlung und Aufmerksamkeit – wer eine konventionelle Handlung sucht, wird enttäuscht sein. Doch wer sich auf Flanagans rhythmische, poetische Erzählweise einlässt, erlebt ein zutiefst tröstliches Werk.

Kritisch bleibt, dass der Mittelteil gelegentlich in sentimentale Gesten kippt, doch das wird durch die emotionale Wucht des Finales (bzw. Beginns) mehr als aufgewogen.

Die Bildqualität ist exzellent. Das 2.39:1-Bild zeigt hohe Detailtreue, fein abgestufte Kontraste und natürliche Hauttöne. Besonders in den Übergängen zwischen hell und dunkel offenbart die Blu-ray eine erstaunliche Bildtiefe.

Der DTS-HD-5.1-Ton ist sauber und klar, mit weicher Dynamik. Der Film lebt von subtilen Klangdetails – das Rascheln des Windes, Musik aus der Ferne, leise Dialoge –, die auf der Disc sehr fein aufgelöst sind.

Extras wie eine Featurette und Trailer runden das Paket ab; wünschenswert wäre allerdings ein Audiokommentar gewesen, um Flanagans Gedankenprozess nachzuvollziehen.

Fazit
The Life of Chuck ist ein stilles, wunderschönes Werk über die Kostbarkeit jedes Augenblicks. Mike Flanagan verabschiedet sich hier endgültig vom klassischen Horrorgenre und bewegt sich in das Territorium metaphysischer Poesie.

Ein Film über das Leben, der sich wie ein liebevolles Abschiedslied anfühlt – sanft, traurig, versöhnlich.

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