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28 Years later

28 Years later
Regisseur: Danny Boyle
Darsteller: Jack O'Connell, Jodie Comer, Aaron Taylor-Johnson, Ralph Fiennes
Bildformat: 2.76:1 (16:9)
Filmlänge: ca. 116 Minuten
Sprachen: Deutsch, Englisch
Tonformat: DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel: Deutsch
Sony Pictures Entertainment (PLAION PICTURES)

Mit 28 Years Later kehrt Danny Boyle über zwei Jahrzehnte nach seinem bahnbrechenden 28 Days Later (2002) in jene trostlose Welt zurück, die das Subgenre des modernen Zombiefilms entscheidend geprägt hat. Doch statt einfach eine Fortsetzung zu liefern, entwirft Boyle hier ein Endzeitdrama, das die Spuren der Menschheit fast vollständig getilgt hat.
Der Virus, der vor Jahrzehnten wütete, hat die Erde nahezu entvölkert. Was übrig bleibt, sind Fragmente einer Zivilisation, die von ihrer eigenen Hybris aufgefressen wurde.

Im Zentrum steht Jack O’Connell als Überlebender, der auf der Suche nach einer letzten menschlichen Verbindung durch das verwüstete Europa zieht. Jodie Comer verkörpert eine ehemalige Wissenschaftlerin, die versucht, die genetische Struktur des Virus zu entschlüsseln, während Aaron Taylor-Johnson als skrupelloser Überlebender die dunkle Seite der menschlichen Anpassung an den Untergang zeigt.
Ralph Fiennes in einer überraschend vielschichtigen Nebenrolle bringt mit seiner ruhigen Präsenz moralisches Gewicht ins Geschehen – als Figur, die zwischen Verantwortung und Resignation schwankt.

Boyle erzählt diesmal deutlich langsamer, kontemplativer und apokalyptischer als in den Vorgängern. Wo 28 Days Later noch von Panik und Bewegung geprägt war, herrscht hier Stille, Leere und das Echo des verlorenen Lebens. Die Zombiemetapher tritt zurück, das Thema ist der Wiederaufbau nach der Auslöschung, das Nachdenken über Schuld, Schöpfung und Wiederkehr.

Boyle bleibt seiner kinetischen Filmsprache treu, doch die Energie richtet sich diesmal nach innen. Die Kamera (wieder geführt von Anthony Dod Mantle) nutzt extreme Weitwinkelobjektive und überhöhte Kontraste, um die menschenleeren Landschaften als spirituelle Wüste darzustellen. Das ungewöhnlich breite 2.76:1-Format erinnert an alte 70mm-Epen – nur dass hier keine Monumente menschlicher Größe, sondern die Ruinen des Fortschritts zu sehen sind.

Visuell balanciert der Film zwischen Hyperrealismus und Albtraum. Boyle spielt mit Zeitraffer, digitaler Entsättigung und Lichtüberflutungen – eine Ästhetik, die zugleich klinisch und mystisch wirkt. Der Schnitt (Chris Gill) folgt einem rhythmischen Atem, in dem Panik und Meditation einander ablösen.

Das Sounddesign bleibt meisterhaft: Wind, ferne Stimmen, hallende Schritte in verwaisten Städten – eine Klanglandschaft, die das emotionale Zentrum des Films bildet. Der Score von John Murphy, mit minimalistischen Gitarrenmotiven und melancholischen Streicherflächen, greift die musikalische Sprache des ersten Films auf und transformiert sie zu einer elegischen Requiem-Komposition.

Jack O’Connell trägt den Film mit einer Mischung aus stoischer Härte und gebrochener Innerlichkeit. Seine Figur ist kein Held, sondern ein Überlebender, der längst alles verloren hat, was menschlich war. Jodie Comer beeindruckt mit einer kontrollierten, fast wissenschaftlichen Kälte, hinter der sich Verzweiflung verbirgt. Ihre Szenen mit O’Connell gehören zu den stärksten Momenten des Films – fragile Versuche von Nähe in einer Welt, in der Vertrauen tödlich ist.

Aaron Taylor-Johnson, oft auf physische Rollen reduziert, überrascht hier mit subtiler Bosheit. Ralph Fiennes schließlich liefert eine fast biblische Performance – als letzter Zeuge einer untergegangenen Zivilisation.

Boyles Rückkehr zu dieser Welt ist kein einfacher Nostalgietrip. 28 Years Later ist ein Film über den Nachhall des Menschen, über das, was bleibt, wenn alles andere verschwunden ist. Er reflektiert ökologische und moralische Katastrophen, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. Stattdessen zeigt Boyle eine Welt, in der die Menschheit nur noch als Echo existiert – in Erinnerungen, Maschinen, Gebäuderuinen.

Das Werk steht damit in Boyles Œuvre zwischen Sunshine (2007) und The Beach (2000): es ist zugleich spirituelle Allegorie und technoide Dystopie. Seine Handschrift – die Verbindung aus Pop-Energie und existenzieller Tiefe – bleibt unverkennbar.

Kritisch anmerken kann man, dass der Film in seinem Mittelteil zu sehr auf visuelle Meditation statt auf narrative Spannung setzt. Manche Zuschauer werden das als Längen empfinden. Doch gerade diese Phasen verleihen dem Werk seine poetische Kraft: 28 Years Later ist weniger Horrorfilm als apokalyptisches Gedicht.

Die Bildqualität ist herausragend: gestochen scharf, mit hoher Detailtiefe und exzellentem Kontrast. Das Cinemascope-artige Breitbild entfaltet in HD seine ganze Wirkung. Die Farbpalette ist gezielt reduziert – Grau-, Ocker- und Blautöne dominieren – was dem Film einen dokumentarischen Realismus verleiht.

Der DTS-HD-Master-Audio-5.1-Mix liefert enorme Räumlichkeit. Tieffrequente Klangeffekte (Wind, Donner, entfernte Explosionen) erzeugen eine physisch spürbare Atmosphäre. Die Dialoge sind klar, die Musik kraftvoll und dynamisch abgemischt.

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