Kondom des Grauens

Kondom des Grauens - Mediabook (drei Cover Varianten je 222 Stück limitiert)
Deutschland / Schweiz 1996
Regie: Martin Walz
Udo Samel, Peter Lohmeyer, Marc Richter, Ralf Wolter, Hella von Sinnen
Laufzeit: 118:41 Min. (114:35 Min. o. A.)
UHD-Format: DL (double-layer) (66 GB)
Bildformat: 1,85:1 (HDR10 + Dolby Vision) (2160p)
Tonformat:
Deutsch (DTS-HD Master Audio 2.0 Stereo)
Audiokommentar (deutsch) (DTS-HD Master Audio 2.0 Stereo)
Audiokommentar (englisch) (DTS-HD Master Audio 2.0 Stereo)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Laufzeit Bonus bzw. Extras: 236 Min.
Wicked Vision

In New York häufen sich mysteriöse Fälle verstümmelter Männer, die alle eines gemeinsam haben: Sie wurden Opfer scheinbar lebendig gewordener Kondome, die ihnen im entscheidenden Moment buchstäblich das beste Stück abgebissen haben. Der schwule, kettenrauchende Detective Luigi Mackeroni wird mit dem Fall betraut. Während er den blutigen Spuren nachgeht, lernt er den jungen Gigolo Billy kennen – und verliebt sich. Doch die Bedrohung nimmt zu: Immer mehr Männer fallen den mörderischen Präservativen zum Opfer. Mackeroni muss nicht nur das Rätsel der biologisch manipulierten Verhütungsmittel lösen, sondern auch gegen seine eigenen Dämonen ankämpfen.

Basierend auf dem gleichnamigen Comic von Ralf König verwebt der Film schrille Horror-Elemente mit schrägem Humor, Gesellschaftskritik und einer unkonventionellen Liebesgeschichte.

„Kondom des Grauens“ ist eine ebenso absurde wie eigenwillige Mischung aus Horrorfilm-Parodie, politischer Satire und queerer Komödie – ein Film, der bewusst gegen Konventionen verstößt und mit Genrekonventionen spielt. Bereits der Titel macht klar: Hier geht es nicht um konventionelles Kino, sondern um eine anarchische Gratwanderung zwischen Trash und Tabubruch.

Regisseur Martin Walz schafft es, die groteske Prämisse – beißende, lebendige Kondome – nicht ins völlige Lächerliche abdriften zu lassen. Vielmehr nimmt er das absurde Szenario zum Anlass, um mit einem spürbar augenzwinkernden Ton gesellschaftliche Doppelmoral, Sexualfeindlichkeit und institutionelle Heuchelei zu karikieren.

Detektiv Mackeroni, verkörpert von Udo Samel, ist eine ungewöhnliche Hauptfigur: knallhart, sensibel, verletzlich und homosexuell – ein bemerkenswerter Bruch mit üblichen Rollenklischees im Krimi-Genre der 90er Jahre. Der Film geht nicht zimperlich mit seinen Themen um und bewegt sich irgendwo zwischen Troma-Film, Berliner Schule und New Yorker Neo-Noir.

Optisch changiert „Kondom des Grauens“ zwischen stilisiertem Low-Budget-Look und liebevoller Detailarbeit. Die praktischen Effekte – speziell die animierten Killerkondome – sind charmant trashig, aber nie völlig lächerlich. Die Kameraarbeit und das düstere Setting erinnern stellenweise an amerikanische B-Movies der 1980er, transportiert durch eine deutlich europäische Perspektive.

Was den Film besonders macht, ist sein Mut zur Andersartigkeit: Die queeren Elemente stehen nicht im Dienst eines Gags, sondern sind integraler Bestandteil der Geschichte. Auch heute noch wirkt das erstaunlich progressiv.

Fazit:
„Kondom des Grauens“ ist kein Film für jedermann – wer mit schwarzem Humor, absurder Gewalt und provokanter Gesellschaftskritik nichts anfangen kann, wird sich hier nicht wohlfühlen. Doch gerade diese Eigenwilligkeit macht ihn zu einem Kultfilm mit Ecken und Kanten. Zwischen Trash, Tiefgang und Tabubruch gelingt dem Film eine bemerkenswerte Gratwanderung, die ihn auch fast 30 Jahre später noch sehenswert macht – nicht trotz, sondern gerade wegen seines bizarren Themas.

Das Bild des Director’s Cuts liegt im nahezu bildschirmfüllenden Format von 1,85:1 vor und basiert augenscheinlich auf einem modernen 4K-Scan. Schon auf Blu-ray entfaltet der Film eine beeindruckende visuelle Wirkung – vor allem im Vergleich zu früheren, qualitativ deutlich schwächeren Veröffentlichungen. So klar und detailreich hat man den Film vermutlich zuletzt zur Kinoveröffentlichung erlebt – wenn überhaupt. Die Schärfe erreicht ein durchweg gutes bis sehr gutes Niveau und bildet auch feinere Strukturen sauber ab. Die Farbgebung bleibt insgesamt eher dezent, was dem bewussten Stilmittel des Films geschuldet ist und gut zur Atmosphäre passt. Der Kontrast ist überzeugend abgestimmt, dunkle Bildbereiche wirken satt und tief, ohne relevante Details zu verschlucken. Altersbedingte Artefakte, die früher noch zahlreich zu sehen waren, wurden nahezu vollständig beseitigt. Der Gesamteindruck ist ausgesprochen frisch – beinahe so, als handele es sich um eine aktuelle Produktion.

Bereits die Blu-ray setzt Maßstäbe – doch die UHD-Disc legt nochmals spürbar nach. Die Abtastung erfolgte direkt vom originalen 35mm-Kameranegativ und liegt in nativer 4K-Auflösung mit HDR sowie Dolby Vision vor. Die technische Umsetzung inklusive Encoding und HDR-Mastering stammt von LSP-Medien. Im direkten Vergleich gewinnt die Bildschärfe deutlich hinzu, selbst kleinste Details werden – sofern sie ursprünglich klar eingefangen wurden – äußerst präzise wiedergegeben. Das Filmkorn erscheint natürlich und gleichmäßig, ohne zu stören. Die Farbwiedergabe wirkt insgesamt nuancierter und satter; insbesondere Rottöne treten markant hervor. Der verbesserte Kontrast sorgt für eine starke Tiefenwirkung und verleiht dem Bild eine beinahe dreidimensionale Präsenz. Wer bereits von der Blu-ray angetan war, dürfte bei der UHD-Version restlos begeistert sein.

Der Director’s Cut auf UHD und der ersten Blu-ray liegt in einer neu überarbeiteten dts-HD Master Audio 2.0-Tonspur vor – ergänzt durch optional zuschaltbare deutsche und englische Untertitel. Für die Kinofassung auf der zweiten Blu-ray steht zusätzlich ein 5.1-Mix in gleicher Tonqualität zur Verfügung. Allerdings wirkt auch die Stereo-Fassung rundum gelungen: Während die Surround-Kanäle des 5.1-Mixes in erster Linie musikalische Untermalung liefern und Umgebungsgeräusche nur punktuell einsetzen, transportiert die 2.0-Spur sämtliche Dialoge und akustischen Feinheiten sehr klar über die Frontkanäle. Beide Fassungen überzeugen mit klarer Sprachverständlichkeit, einer ausgewogenen Mischung und einer Dynamik, die dem Film gutsteht. Besonders positiv fällt auf, wie frisch und sauber die Dialoge klingen – eine rundum gelungene Restauration.

Neben den 10 Minuten längeren Dir. Cut, liegt sogar die Rohschnittfassung mit der legendären Splatter Szene von Jörg Buttgereit vor, unter anderen mit der ersehnten Szene, wenn ein Kondom einen abgebissenen Penis wieder ausspuckt

Extras:
32-seitiges Booklet geschrieben von Christoph N. Kellerbach
UHD

Audiokommentar mit Martin Walz & Jörg Buttgereit [Deutsch]
Audiokommentar mit Martin Walz & Jörg Buttgereit [Englisch]
Deutscher Trailer (4:53 Min.)
Videotrailer (1:17 Min.)
Bildergalerie (16:07 Min.)
Trailer: Das Mikado Projekt (3:28 Min.)
Blu-ray (Director's Cut)

Director's Cut in HD (118:41 Min.)
Audiokommentar mit Martin Walz & Jörg Buttgereit [Deutsch]
Audiokommentar mit Martin Walz & Jörg Buttgereit [Englisch]
A rough Ride Interview mit Regisseur Martin Walz (35:23 Min.)
Severed Parts Interview mit Special-Effects-Supervisor Jörg Buttgereit (25:55 Min.)
Rubber and Rushes Interview mit Editorin Simone Klier (21:09 Min.)
This is what we built Martin Walz öffnet sein Archiv (19:45 Min.)
Deutscher Trailer (4:53 Min.)
Videotrailer (1:17 Min.)
Bildergalerie (16:07 Min.)
Trailer: Das Mikado Projekt (3:28 Min.)
Blu-ray (Kinofassung)

Kinofassung in HD (107:54 Min.)
Audiokommentar mit Martin Walz & Jörg Buttgereit [Englisch]
Holy Mackeroni Interview mit Darsteller Udo Samel & Regisseur Martin Walz (18:45 Min.)
It's just a Movie Interview mit Darsteller Peter Lohmeyer (22:29 Min.)
What is this? Interview mit Darstellerin Adriana Altaras (14:03 Min.)
Really Special Items Interview mit Memorabilia-Sammler Roman Güttingers (14:21 Min.)
Archiv
Making-of (9:37 Min.)
Behind-the-Scenes (10:49 Min.)
Interviews mit Cast & Crew (8:57 Min.)
Would you use this Condom? Straßeninterviews mit Passanten (1:55 Min.)
Ich hätt's ihm früher sagen sollen Kurzfilm von Regisseur Martin Walz (7:27 Min.)
Deutscher Trailer (4:53 Min.)
Videotrailer (1:17 Min.)
Bildergalerie (16:07 Min.)
Trailer: Das Mikado Projekt (3:28 Min.)
Bonus-DVD

Rohschnitt (132:07 Min.)

In the Lost Lands - 4K UHD
Lilo & Stitch (Live Action)