Kraven the Hunter (4K-UHD+Blu-ray)

Kraven the Hunter (4K-UHD+Blu-ray)
Regisseur J.C. Chandor
Darsteller Ariana DeBose, Fred Hechinger, Christopher Abbott, Aaron Taylor-Johnson, Russell Crowe
Bildformat 2.39:1 (16:9)
Sprachen Deutsch, Englisch
Tonformat DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel Deutsch
ca. 127 Minuten
Sony Pictures Entertainment (
PLAION PICTURES)



Mit Kraven the Hunter erhält einer der faszinierendsten Antagonisten aus dem Spider-Man-Universum seinen ersten Solo-Auftritt – rau, blutig und deutlich düsterer als viele der bisherigen Marvel-Spin-offs. Der Film erzählt die Entstehungsgeschichte von Sergei Kravinoff, einem russischen Aristokraten-Sohn mit tief sitzenden Traumata, der durch ein traumatisches Naturerlebnis buchstäblich animalische Kräfte entwickelt – und zum erbarmungslosen Jäger mutiert.

Was Kraven von vergleichbaren Comic-Verfilmungen abhebt, ist der raue, beinahe tragische Unterton. Die Gewalt ist explizit, die Dialoge stellenweise überraschend bitter. J.C. Chandor inszeniert keinen klassischen Heldenfilm, sondern ein Charakterporträt mit antiker Tragödienstruktur. Es geht um Loyalität, inneres Tier, Vaterkonflikte – und um eine Welt, in der Moral durch Instinkt ersetzt wird.

Aaron Taylor-Johnson überzeugt als titelgebender Kraven mit beeindruckender physischer Präsenz und kontrollierter Wut. Seine Darstellung bleibt dabei stets geerdet: animalisch, aber glaubwürdig, zerrissen zwischen Zivilisation und Urtrieb. Besonders in den ruhigeren Momenten – etwa in Rückblenden oder inneren Monologen – zeigt er emotionale Tiefe.

Russell Crowe als Kravens brutaler Vater ist ein eiskalter, charismatischer Gegenpol – eine Art archaischer Antagonist, dessen Einfluss sich wie ein Fluch durch das Leben seines Sohnes zieht. Ariana DeBose bringt als Calypso mystische Energie in die Geschichte, ohne zur bloßen Exotin reduziert zu werden. Fred Hechinger als Chameleon (Kravens Halbbruder) sorgt für eine überraschende Dynamik im dritten Akt – inklusive moralischer Ambivalenz.

Der visuelle Stil des Films ist roh und atmosphärisch: Viel Nacht, viel Regen, viele Schatten. Die Kamera bleibt häufig nahe an Kravens Gesicht, fängt das tierhafte Zittern, das wilde Atmen und die Augen voller Zorn ein. Die Action ist hart geschnitten, nicht überstilisiert – Knochen brechen sichtbar, Blut fließt. Auch wenn es nicht in Richtung Splatterfilm geht, ist die Altersfreigabe gerechtfertigt.

Statt farbenfroher Superheldenästhetik gibt es hier urbane Wildnis, Dreck und ein immer präsentes Gefühl von Bedrohung. Der Score unterstreicht das animalische Motiv mit pulsierenden, tiefen Klangflächen, Tribal-Rhythmen und gelegentlichen Momenten der Stille, die spannungsvoll wirken.

Die 4K-Präsentation ist exzellent. Trotz des dunklen Gesamtlooks bleibt das Bild jederzeit detailreich. Texturen wie Fell, Leder, Blut oder Hautporen kommen glasklar zur Geltung. Auch in schnellen Szenen oder bei Regen bleibt die Schärfe konstant. Das Kontrastverhältnis ist hervorragend – Schwarzwerte satt, Highlights glühend.

Die DTS-HD Master Audio 5.1-Spuren überzeugen durch wuchtige Dynamik. Dialoge bleiben gut verständlich, auch bei tiefen Frequenzen oder in Actionszenen. Die Surround-Kanäle werden effektiv genutzt – etwa bei Tiergeräuschen im Off oder heranschleichenden Angreifern. Der Bassbereich ist kräftig, aber nicht überzogen – vor allem während der Kämpfe und Verwandlungsszenen.

Die beiliegende Blu-ray bietet ebenfalls sehr gute Qualität, kommt aber nicht an die Klarheit und den Kontrastumfang der 4K-Version heran. Ideal als Ausweichversion oder für unterwegs.

Kraven the Hunter ist kein typischer Superheldenfilm – er ist ein wilder, kompromissloser Antihelden-Thriller mit psychologischem Tiefgang. Stilistisch deutlich rauer als das, was man von Marvels Hauptreihe gewohnt ist, dabei aber auch eigenständig, düster und eindringlich. Die 4K-Veröffentlichung bietet eine technisch beeindruckende Umsetzung, die sowohl visuell als auch akustisch überzeugt.

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